Medienmitteilung
- Weltweite Retail-Banking-Erträge 2023: 3,14 Bio. US-Dollar (+8% ggü. Vorjahr)
- Weltweiter Margen-Ausblick: Rückgang zwischen 5% und 10% bis 2026 möglich
- Mobile-Banking: Aktive Nutzung steigt auf 57% in 2023 (+18 p.p. ggü. 2020)
- Schweizer Marktentwicklung: Ausblick unsicher
- Chancen global und in der Schweiz: „Mobile-First“ & „Hyperpersonalisierung“ stärken Kundenbeziehungen, sowohl in den digitalen Kanälen als auch in Flagship-Filialen
Zürich. Aus einer neuen Analyse von McKinsey unter Berücksichtigung makroökonomischer Trends sowie allgemeiner Entwicklungen in der Finanzindustrie geht hervor, dass das weltweite Retail Banking 2023 Erträge in Höhe von über 3 Bio. US-Dollar verzeichnete, was etwa 8% über dem Vorjahreswert liegt. Somit ist das standardisierte Geschäft mit Privatkunden ein wichtiger Wachstumstreiber. Aufgrund der Konkurrenz aus dem Fintech-Bereich sind Technologieinvestitionen für Banken allerdings essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zwar spielt das Filialnetz weiterhin eine wichtige Rolle bei der Kundengewinnung und -beratung, doch etabliert sich mobiles Banking als bevorzugtes Mittel. Somit eröffnen „Mobile-First“-Strategien und „Hyperpersonalisierung“ die Möglichkeit, Kundenbeziehungen zu intensivieren und sich als führende Anbieter zu positionieren. Trotz der zuletzt guten Performance bleibt das Retail Banking mit Herausforderungen konfrontiert, wozu zunehmender Druck auf die Margen als auch steigende Kosten zählen.
In der jüngeren Vergangenheit profitierte das Retail Banking von wachsenden Kundenersparnissen und reduzierten Kreditrisiken. Ab 2022 erhöhten steigende Zinssätze die Nettozinsmargen, da die Zinserträge aus Krediten schneller wuchsen als die Kosten für Einlagen. Marktteilnehmer verzeichneten seit 2020 ein Wachstum der Erträge von etwa 7,6% pro Jahr seit 2020, wobei 2023 die Retail-Banking-Erträge bei 3,14 Bio. US-Dollar lagen und damit 8% über dem Vorjahr. Den starken Erträgen steht eine Vielzahl von Schwierigkeiten gegenüber. Banken haben vor allem von den gestiegenen Zinsen profitiert, doch angesichts tendenziell wieder sinkender Zinsen dürfte der Höhepunkt zumindest bei der Zinsmarge bereits überschritten worden sein. Hinzu kommt Druck auf Gewinnmargen: McKinsey erwartet der Studie zufolge bis 2026 einen Margenrückgang zwischen 5% und 10% je nach Region. Das sich verändernde Zinsumfeld hat sowohl Einfluss auf Einlagevolumina als auch -klassen, was schliesslich den Wettbewerb um Kundeneinlagen intensiviert. Fintechs bleiben als Konkurrenz für den Sektor bestehen. Hinzu kommt die Last durch operative Kosten: Aspekte wie steigende Löhne, Bekämpfung von Finanzkriminalität, Technologieinvestitionen sowie Kreditrisiken sind Gründe für den steigenden Geschäftsaufwand.
Christopher Blaufelder, Partner im Zürcher Büro von McKinsey, ordnet die Studie für den Schweizer Markt ein: «Auch hierzulande haben Banken von höheren Erträgen in den vergangenen Jahren profitieren können. Gleichzeitig sehen sich Finanzinstitute auch in der Schweiz mit sich verändernden Kundenverhalten und -ansprüchen konfrontiert. Der Trend weg vom Online- und hin zum Mobile-Banking geht weiter.» Diese Beobachtung spiegelt die weltweiten Entwicklungen wider, denn gemäss Studie ist die Anzahl der Kunden, die ihre Bankgeschäfte mobil erledigen, zwischen 2020 und 2023 um 18 Prozentpunkte auf 57% gestiegen. «Gleichzeitig ergibt sich eine interessante Entwicklung bei den Filialen. Deren Anzahl geht zwar insgesamt weiter zurück. Die noch verbleibenden Standorte wandeln sich jedoch zunehmend zu Flagship-Filialen, in die intensiv investiert wird, um eine noch persönlichere Beratung zu ermöglichen und das Kundenerlebnis weiter zu verbessern», so Christopher Blaufelder.
Weiterhin ist die Hauptbankverbindung von Relevanz, denn Kunden, die ihre Hauptbankverbindung bei einer bestimmten Bank haben, generieren dort überdurchschnittlich hohe Provisionserträge, verursachen über die Zeit weniger Kosten und unterhalten längerfristige Beziehungen. Um die Erträge im Privatkundengeschäft weiter auszubauen und die Margen zu schützen, müssen Banken die bestehenden Beziehungen zu ihren Kunden intensivieren, wofür «Hyper-Personalisierung» ein Weg sein kann. So verfügen Banken über mehr Kundendaten als Unternehmen in den meisten anderen Branchen, liegen aber bei der Personalisierung deutlich hinter vielen anderen verbrauchernahen Branchen zurück. Dabei bietet die Personalisierung – auch mit Hilfe von generativer KI – gerade mit Blick auf das Marketing enormes Potenzial, um Konversionsraten deutlich zu erhöhen und Kampagnendauern erheblich zu verkürzen. Christopher Blaufelder meint: «Die Digitalisierung inklusive der Anwendungsbereiche Künstlicher Intelligenz weiter voranzutreiben ist für das Retail Banking auf vielfache Weise sinnvoll und geht weit über Effizienzsteigerung durch Automatisierung im Backoffice hinaus. Für das ideale Kundenerlebnis gilt es, das Massengeschäft auf digitalen Kanälen durch AI und GenAI stärker zu personalisieren. Die Digitalisierungsschübe der letzten Jahre bieten eine gute Ausgangsbasis für eine schnelle Skalierung von KI im Schweizer Retail Banking.»
Der gesamte Bericht “The state of retail banking: Profitability and growth in the era of digital and AI” steht hier zum Download verfügbar.
Über McKinsey
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