Zahl der Weiterbildungstage in Unternehmen und Verwaltungen nimmt zu
Die Umfrage zeigt auch eine positive Entwicklung: Fort- und Weiterbildung sind in den vergangenen Jahren in der Verwaltung bereits verstärkt worden. 2019 wurden Beschäftigte dort durchschnittliche 3,7 Tage weitergebildet. Inzwischen hat sich diese Zahl – trotz oder gerade wegen Corona - auf 4,9 Tage erhöht und liegt damit sogar über dem Durchschnitt von 4,6 Tagen, die Mitarbeitende in der Privatwirtschaft jährlich für Fort- und Weiterbildung nutzen. Befragte aus beiden Bereichen erwarten, dass sich die Zahl der Weiterbildungstage in den kommenden fünf Jahren noch einmal um rund 50 Prozent erhöhen wird.
„Um den dynamischen Wandel in der Gesellschaft erfolgreich gestalten zu können und den massiven Bedarf an Beschäftigten vor allem mit technologischen Kompetenzen nachzukommen, ist ein Kulturwandel zum lebenslangen Lernen vor allem im öffentlichen Sektor notwendig“, stellt McKinsey-Senior-Partnerin Solveigh Hieronimus fest.
„Die gesellschaftlichen Herausforderungen erhöhen den Druck auf Unternehmen und Behörden, ihre Beschäftigten in Zukunftskompetenzen aus- und weiterzubilden“, resümiert Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. „Wenn Behörden innovativer werden wollen, brauchen sie innovative Köpfe. Allein mit Hochschulabsolventen werden sie die Bedarfslücke nicht schließen können. Eine gezielte Fort- und Weiterbildung ist zukunftsweisend.“
Digitalisierungsschub durch Corona
Die Umfrage zeigt auch: Durch den Digitalisierungsschub während der COVID 19-Pandemie wurden Weiterbildungsformate rasant ausgebaut: Während in den Behörden der Anteil digitaler Weiterbildung von 5 Prozent auf 65 Prozent anstieg, gab es bei Unternehmen einen Anstieg von 15 auf 72 Prozent. Meyer-Guckel: „Das erleichtert Arbeitgebern, Weiterbildung in den Arbeitsalltag zu integrieren und ist eine große Chance für Arbeitgeber, nicht nur Kosten zu sparen, sondern vor allem die Effizienz der Fortbildung zu erhöhen.“ Durch die hohe Flexibilität könnten Lernergebnisse direkt im Arbeitsalltag angewendet werden.
„Öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft stehen bei dem Thema Qualifizierung vor einem großen Transformationsprozess“ fasst Solveigh Hieronimus die Ergebnisse der Studie zusammen. „Fort- und Weiterbildung müssen künftig ein selbstverständlicher Teil im Arbeitsleben eines jeden Beschäftigten sein. Voraussetzung dafür ist die strukturierte Evaluation der vorhandenen Kompetenzen. So können Kompetenzlücken von Beschäftigten ermittelt und gezielte Schulungskonzepte entwickelt werden. Für eine strategische Qualifizierung sollten die Mitarbeiter mehr Zeit bekommen und Weiterbildung ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags werden.
Hochschulen sollten nach Ansicht von Stifterverband und McKinsey bei der Weiterbildung viel stärker eingebunden werden. Als forschende Institutionen könnten sie in der Aktualität der Weiterbildung punkten. Vorhandende Standards zu Qualitätssicherung könnten verwendet und ausgebaut werden. In Summe müssen außerdem mehr geeignete digitale Angebote geschaffen werden. Einen wichtigen Schritt dafür habe die Hochschulrektorenkonferenz vollzogen. Ab Anfang 2022 will sie ein Webportal zur Verfügung stellen, in dem alle Weiterbildungsangebote an deutschen Hochschulen gesammelt dargestellt werden sollen. Um diese Plattform zum Erfolg zu führen, sollten Hochschulen ihr digitales Weiterbildungsangebot zu zukunftsweisenden Themen ausbauen und dort bereitstellen, die Politik die Rahmenbedingungen zum Ausbau des Weiterbildungsangebots an Hochschulen verbessern und Unternehmen sowie Behörden gezielt Angebote auf dieser Plattform nutzen.