Bereits 2018 ermittelten Stifterverband und McKinsey einen Bedarf von etwa 700.000 Arbeitnehmern mit technologischen Kompetenzen bis 2023. Nach der aktuellen Befragung steigt dieser Bedarf bis 2026 auf 780.000 Personen. Dazu gehören nicht nur die neuen Kompetenzen wie Künstliche Intelligenz und die Fähigkeit, Daten analysieren zu können oder Quantencomputing, sondern auch Wissen um IT-Architektur sowie Softwareentwicklung.
„Der massive Bedarf an technologischen Kompetenzen ist eine große Herausforderung für Unternehmen und für die öffentlichen Verwaltung“, fasst Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands, die Ergebnisse der Studie zusammen. „Denn Beschäftigte in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) tragen wesentlich zum Wohlstand der Gesellschaft bei. Deshalb ist es oberste Priorität, durch intensive Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung dem wachsenden Fachkräftebedarf nachzukommen.“
Hochschulen haben reagiert, aber Ausbau reicht noch nicht
Hochschulen in Deutschland haben bereits reagiert und die Zahl der technologienahen Studiengänge in den vergangenen drei Jahren erheblich ausgebaut. Seit 2018 hat sich die Zahl spezialisierter Tech-Studiengänge von 111 auf 311 fast verdreifacht. Einen besonderen großen Zuwachs von 139 Prozent gab es bei den Studiengängen im Bereich Data Analytics und KI. Darüber hinaus gehen die Unternehmen und öffentlichen Institutionen davon aus, dass sie bis 2026 über Weiterbildungen jede achte Mitarbeiterin oder jeden achten Mitarbeiter Kompetenzen in der Softwareentwicklung oder IT-Architektur aneignen.
„Dieser Ausbau der Studiengänge in den technologienahen Studiengängen ist enorm“, resümiert McKinsey-Partnerin Julia Klier. „Trotzdem wird der massive Bedarf an Tech-Spezialisten allein durch mehr Absolventinnen und Absolventen nicht zu decken sein. Dem Thema Up- und Reskilling von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Tech-Fähigkeiten wird daher in den kommenden Jahren eine zentrale Bedeutung zukommen.“
Stifterverband und McKinsey empfehlen deshalb den weiteren Ausbau der technologisch orientierten Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten. Außerdem sollten klassische Studiengänge um Technik- und Informatikinhalte erweitert werden wie beispielsweise bei der Medizintechnik oder Bio-Informatik.
Transformative Kompetenzen gewinnen an Bedeutung
Allerdings zählen zu den benötigten Future Skills nicht nur technologische, sondern nehmend auch transformative Kompetenzen. Konkret geht es dabei zum Beispiel um die Fähigkeit, Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Informationsquellen beurteilen zu können (Urteilsfähigkeit) oder die Fähigkeit, Visionen entwickeln und andere Menschen davon überzeugen zu können (Missionsorientierung), aber auch um die Fähigkeiten, Dinge zu hinterfragen und neue Ideen umsetzen zu können (Innovationsfähigkeit). Deshalb haben Stifterverband und McKinsey ihr im Jahr 2018 entwickeltes Future-Skills-Framework im Austausch mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft um die Kategorie „Transformative Kompetenzen“ erweitert.
„Die sich rasant verändernde Arbeitswelt erfordert von den Unternehmen eine stetige Analyse der in ihrem Unternehmen benötigten Kompetenzen“, resümiert McKinsey-Partnerin Julia Klier. „Unternehmen müssen die für sie besonders wichtigen Future Skills identifizieren und mit den vorhandenen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter abgleichen. Eventuelle Kompetenzlücken müssen geschlossen werden – durch Neueinstellungen und vor allem durch Qualifizierungen der Beschäftigten. Nur so können Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.“
Weitere Empfehlungen von Stifterverband und McKinsey: Politik und Unternehmensverbände sollten Formate für den Fachkfräftedialog fördern und den Fachkräftemangel zum Beispiel durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen strategisch angehen, etwa durch den Aufbau eines Netzwerks an Dienstleistern. Unternehmen sollten nicht einzeln agieren müssen. Durch Kooperationen mit Hochschulen, EdTechs und weiteren Akteuren könne das Weiterbildungssystem ausgebaut werden.