Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten setzen Unternehmensverantwortliche weltweit auf den Aufbau neuer Unternehmen und Geschäftsmöglichkeiten als Motor für resilientes Wachstum. New Business Building (NBB) - der Aufbau neuer Geschäfte in etablierten Unternehmen (Corporates) heraus – ist für Entscheider:innen weltweit sehr relevant, wie eine aktuelle McKinsey-Umfrage zeigt. So sehen 73% der knapp 1.000 Befragten den Aufbau neuer Unternehmen und Geschäftsmöglichkeiten als eine der fünf wichtigsten Prioritäten für das eigene Unternehmen. Im Vorjahr lag der Wert mit 75% nur geringfügig höher. Unter der Gruppe der CEOs ist der Anteil gegenüber dem Vorjahr sogar gestiegen (83% gegenüber 74 % im vergangenen Jahr).
Dies sind Ergebnisse der Studie "State of New Business Building" von Leap by McKinsey, die nunmehr zum dritten mal in Folge veröffentlicht wurde. Für die Studie wurden zwischen dem 19. Juli und 1. September 2022 weltweit 995 CEOs,Vorstandsmitglieder:innen und Bereichsleiter:innen zu allen Aspekten des New Business Buildings befragt, darunter knapp 300 aus Europa und 45 aus Deutschland. Die Umfrage untersucht, warum Corporates neue Unternehmen gründen, welche Art von neuen Geschäften sie adressieren, woher die Investitionen kommen, was die neuen Unternehmen erfolgreich macht - und warum dies für das Überleben von Unternehmen entscheidend ist. Leap by McKinsey arbeitet mit etablierten Organisationen zusammen, um innovative Unternehmen von der Idee bis zur Skalierung aufzubauen.
„Für europäische und besonders deutsche Unternehmen kommt der Druck gerade von zwei Seiten: Kostenanstieg auf der einen und Zinserhöhungen auf der anderen Seite. Trotz der schwierigen Situation ist es immens wichtig, Resilienz und Wachstum nicht nur über kurzfristige Krisenmaßnahmen zu stärken. Viele Unternehmenslenker rücken den Aufbau neuer Geschäftsmöglichkeiten und die Neugründung durch etablierte Unternehmen ins Zentrum ihrer Wachstumsstrategie“, sagt Markus Berger-de León, Senior Partner im Berliner Büro von McKinsey.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen mit hoher Gründungsaktivität um mehr als 10% über dem Marktniveau wachsen, ist doppelt so hoch wie bei den anderer Unternehmen. Zudem ist die Rendite jedes in den letzten fünf Jahren umgesetzten Euros aus NBB fast doppelt so hoch wie im Kerngeschäft.
Europäische Unternehmensentscheider:innen setzen auf Nachhaltigkeit als Geschäftsfokus
Befragte aus Europa gehen davon aus, dass neue Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren gegründet werden, mit bis zu 29% zum Gesamtumsatz des Mutterunternehmens beitragen werden. Dieser Wert ist identisch mit dem globalen Durchschnitt. Um dies zu erreichen, müssten europäische Unternehmen die Zahl der neuen Unternehmen von durchschnittlich 1,6 auf 4,3 verdreifachen. In Europa konzentrieren sich die Verantwortlichen am stärksten auf den Aufbau von Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus: 43% der Befragten wollen in den nächsten fünf Jahren nachhaltigkeitsorientierte neue Businesses aufbauen. Ähnlich ambitioniert sind nur Entscheider:innen aus den USA (32%). Die wahrscheinlichsten Wege für die neuen nachhaltigen Unternehmen sind nachhaltige immaterielle Dienstleistungen (z. B. Rückverfolgung der Lieferkette, grüne Finanzierung) und nachhaltige Produkte und/oder Materialien (z. B. Solarzellen, Batterien).
Investitionen werden von entscheidender Bedeutung sein, um diese Chance zu nutzen. Derzeit investieren CEOs und weitere Entscheider:innen im globalen Durchschnitt laut eigenen Angaben rund 5% ihrer Umsatzerlöse in NBB. In Europa liegt der Wert gar bei 7%. Mehr als 60% der Befragten (Europa: 64%) wollen ihre Investitionen in den nächsten 12 Monaten erhöhen. Gegenwärtig beläuft sich die Gesamtinvestition pro Neugeschäft auf durchschnittlich etwa 26 Millionen US-Dollar. Neben Investitionen ist laut den Befragten auch die Nutzung neuer Technologien erfolgskritisch für NBB. Mehr als jede:r zweite befragte CEO gibt an, dass KI-Technologien ihr Versprechen einlösen müssten, um die Wachstumsziele ihrer NBBs zu erreichen. „Neugründungen und der Aufbau neuer Geschäftsmöglichkeiten ist nicht nur eine Sache von Startups. Industriell geprägte Volkswirtschaften wie Deutschland müssen ihre Gründungsaktivität auch unter bestehenden Großunternehmen erhöhen, um einen resilienten Wachstumsmotor zu schaffen. Die Nutzung hochmodernen Technologien ist hierfür eine Grundvoraussetzung“, so Jerome Königsfeld, Partner aus dem Kölner Büro von McKinsey..
In Summe wird der Aufbau neuer Geschäfte durch etablierte Unternehmen zu einem immer relevanteren Wirtschaftsfaktor, wie die Umfrage zeigt: Bis 2027 dürfte der durch NBB erzielte Umsatz von großen globalen Unternehmen (mit Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde US-Dollar) von derzeit 5% auf 30% im Jahr 2027 steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben Corporates in diesem Jahr etwa 800 Milliarden US-Dollar die dieses Business-Building investiert, was die weltweiten Investitionen durch Risikokapitalgeber (Venture Capitalists, VCs) im klassischen Start-up-Bereich deutlich übersteigt (645 Milliarden US-Dollar).